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Band aus LeichlingenHorrorpunk-Pioniere „The other“ landen auf Platz sechs der Albumcharts

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Die Leichlinger Horrorpunk-Band „The other“ hat mit „Alienated“ ein neues Album herausgebracht, das auf Platz sechs der Albumcharts vorgestoßen ist.

Die Leichlinger Horrorpunk-Band „The other“ hat mit „Alienated“ ein neues Album herausgebracht, das auf Platz sechs der Albumcharts vorgestoßen ist.

„Alienated“ heißt die neue Platte der Gruppe, die sich 2002 in der Blütenstadt gegründet hat.

Kein Album zu machen, kommt für Thorsten Wilms nicht infrage. Während in der populären Musik die Kunstform Album immer weiter in den Hintergrund rückt – Vinyl-Aufschwung hin oder her -, freut sich Wilms mit seiner Band „The other“gerade über den wohl größten Erfolg der Bandgeschichte: Platz sechs für „Alienated“ in den deutschen Albumcharts.

Die Horrorpunk-Band hat sich 2002 in Leichlingen gegründet. Inzwischen sind sie nicht nur in Deutschland, sondern auch international echte Größen in diesem Genre. Eigentlich sogar Pioniere. Dazu aber später mehr.

Angefangen hat die Band, die inzwischen mehrere Besetzungswechsel durchlaufen hat, als Coverband der Misfits aus den USA. Die Misfits sind im Grunde die große Horrorpunk-Band. Aber schon in einer Zeit, in der es das Genre eigentlich so richtig noch nicht gab. Zumindest nicht unter dem Namen.

Thorsten Wilms, Künstlername „Rod Usher“ ist der Sänger der Truppe.

Thorsten Wilms, Künstlername „Rod Usher“ ist der Sänger der Truppe.

Daran, dass sich das geändert hat – und da kommen die Pioniere ins Spiel – hat Thorsten Wilms einen entscheidenden Anteil. 2003, ein Jahr nachdem „The other“ im Kölner Underground an Halloween ihren ersten eigenen Song live gespielt hatten, brachte der Sänger auf seinem eigens gegründeten Label „Fiend Force Records“ eine Compilation heraus: eine Sammel-CD mit verschiedenen Bands dieser Szene, die es bis dahin als Horror-Punk noch nicht wirklich gab, berichtet er. Und die hörten sehr viele.

Für „The other“ ging es in der Folge rasant bergauf: 2004 veröffentlichten sie ihr erstes Album „They're alive“, das dritte Konzert der Band haben sie dann tatsächlich sogar als Vorgruppe ihrer großen Vorbilder, der Misfits, gespielt. Sie spielten auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig, ein Riesenevent in der Szene, machten eine USA-Tour, traten 2010 zum ersten Mal bei Wacken auf.

Wenn die Band auf der Bühne steht, sind sie aufwendig geschminkt wie Horrofilmfiguren. „Also einmal war ich schon mit neun Jahren Kiss-Fan“, sagt Wilms. Vor allem aber war es das Schaurige, das Düstere, was die Bandmitglieder schon immer fasziniert hat. „Wir waren schon immer Horrorfilmfans, haben diese Monsterfilme aus den 50ern geguckt“, erinnert sich der Sänger. Und schon die Misfits hätten über Horrorfilme gesungen.

Wir haben Spaß am Gruseln.
Thorsten Wilms

Und so kam irgendwann das heraus, was sie jetzt so erfolgreich macht. „Es ist eine Mischung aus der Musik und der Thematik“ beschreibt Wilms. Man habe Spaß am Gruseln. Das Düsterne, Schwarze gehöre zum Horrorpunk natürlich dazu, aber auch immer eine gewisse Portion Ironie. Deshalb, so ist der Höreindruck, erscheint die Musik zwar düster, aber nicht beklemmend. Eher schaurig eben. Dazu trage auch bei, dass Wilms anders als bei den letzten Alben bewusst mit tieferer Stimme gesungen habe.

„Auf der Bühne sind wir die Monster, über die wir singen“, sagt der Sänger, „die bösen Brüder der Ramones“. Im richtigen Leben haben alle Bandmitglieder aber Jobs in der Kreativbranche. Thorsten Wilms zum Beispiel ist Redakteur für ein Musikmagazin und Partyveranstalter. Die Band lebt inzwischen in Köln. Von der Musik leben können sie nicht. Kurz nach dem zweiten Album habe das mal kurz zur Debatte gestanden, sagt der Sänger.

Erfolgreich sind sie trotzdem, das liege vor allem daran, dass viele Unterstützer das Album vorbestellt hätten. So sei man direkt auf Platz sechs geschossen, sagt Wilms. Den Fans ist so ein Album noch was wert, der Band natürlich auch: „Man nimmt sich Zeit, das ist kein schneller Konsum“, sagt Wilms. Deshalb komme es gar nicht infrage, nur noch einzelne Songs zu veröffentlichen.

Mit „Alienated“ wolle man vor allem eine Entfremdung ausdrücken, sagt Thorsten Wilms, der alle Texte schreibt. Die Musik kommt von ihm und den beiden Gitarristen. Pandemie, KI, politische Umwälzungen. Es gehe um Sorgen und Bedrohungen, um persönliche und abstrakte Ängste. Die sind dann aber immer mit der Attitüde des Horror-Punks verarbeitet. Also mit einer gewissen Überspitzung: „Wir singen dann halt davon, dass auch im Weltraum viele Gefahren lauern“, erklärt Wilms.