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LeverkusenMonheimer Stadtrat stoppt vorerst Bayer-04-Plan für Trainingszentrum

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Monheim: Protest der Anwohner. Auf diese Felder will Bayer 04 sein Trainingszentrum / Trainingscampus an der Alfred Nobel Straße bauen. Foto: Ralf Krieger

Der Protest in Monheim ist nicht zu übersehen: Der neue Monheimer Stadtrat hat jetzt den Bebauungsplan für den Profi-Campus gestoppt.

Nach der Kommunalwahl: Der aktuelle Plan fürs Trainingszentrum findet in Monheim keine Mehrheit mehr. Bayer 04 muss nachbessern.

Die für Bayer 04 denkbar ungünstige Entscheidung des Monheimer Stadtrats am Mittwoch kam erst weit nach 23 Uhr – aber sie kam mit Ansage. In der konstituierenden Ratssitzung haben die neu gewählten Ratsmitglieder der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH in nächtlicher Sitzung nach über zweistündiger Diskussion eine Abfuhr erteilt. Sie stoppten mehrheitlich mit 24:19 Stimmen bei vier Enthaltungen das Bebauungsplanverfahren, mit dem Bayer 04 im Monheimer Süden ein Trainingszentrum bauen will.

CDU, SPD, Grüne und FDP hatten einen gemeinsamen Antrag zum Stopp der Planungen für den des Profi-Trainingscampus eingebracht. Die vier Parteien lösten damit eines ihrer Wahlversprechen ein, denn in der Stadt gibt es Widerstand gegen das Trainingszentrum, das der Fußballklub auf einem geschützten Grünzug bauen will. Die Aufhebung bedeute nicht das Ende der Gespräche mit Bayer 04, das betonten Vertreter aller an der Abstimmung beteiligten Parteien, auch die Grünen. „Wir wünschen uns einen partnerschaftlichen Dialog“, sagte Sabine Lorenz von den Monheimer Grünen. Bayer 04 habe zuletzt politischen Druck über Medien aufgebaut, hieß es. Auch die neue Bürgermeisterin von Monheim, Sonja Wienecke (parteilos), hatte vor der Sitzung mitgeteilt, weitere Gespräche führen zu wollen. „Es gibt keinen Plan B“, hatte Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes in der „Rheinischen Post“ gesagt.

Trainingsaktivitäten zusammenführen

Der Bebauungsplan hätte Bayer 04 den Bau eines umzäunten Trainingszentrums für alle Profi-, Frauen- und Nachwuchsmannschaften mit 13 teils überdachten Fußballplätzen, Kunstrasen, Parkplätzen, Flutlicht und Funktionsbauten ermöglicht. Die Leverkusener haben vor, in Monheim die Trainingsaktivitäten aller Profimannschaften und der Jugend zusammenführen, die jetzt auf mehrere Standorte in Leverkusen und in Köln-Flittard verteilt sind. In Leverkusen soll hauptsächlich die Spielorte der Profimannschaften, Bay-Arena und Ulrich-Haberland-Stadion, bleiben. Der Firmensitz soll in Leverkusen bleiben, die DFB-Statuten schrieben vor, dass der Sitz am selben Ort sein müsse, wie der Stammverein, so ein Bayer-04-Sprecher. 

In Leverkusens Nachbarschaft in Monheim gibt es vor allem von Anwohnern in der direkten Nachbarschaft Widerstand für den Bebauungsplan „182M Ida-Siekmann-Straße“, den alleine die Peto-Partei und der vormalige Bürgermeister Daniel Zimmermann gemeinsam mit Bayer 04 vorangetrieben hatten. Bis zuletzt regierte die Peto mit absoluter Mehrheit in Monheim, jetzt sind sie in der Opposition. Stefanie Einheuser von Peto sagte: Bayer, den wichtigsten Arbeitgeber Monheims, so vor den Kopf zu stoßen, sei ein Fehler. Es hatte für beide Seiten Petitionen gegeben. Knapp 2500 Unterstützer sammelte eine Interessensgemeinschaft, die gegen den Bau ist. Mehr als 13.000 Unterstützter unterschrieben bisher die Petition für den Bau - darunter Rudi Völler, Reiner Calmund und Kai Havertz.

Der Campus bekommt aktuell viel Zuspruch, auch aus Monheim. Das freut uns und zeigt, dass wir am richtigen Standort planen.
Bayer 04

Die Gegner des Plans kritisieren, dass der Campus unverhältnismäßig groß sei, dass die ökologischen Probleme im Grünzug überwiegen; man befürchtet eine Aufheizung des Stadtklimas. Monheim sei mit dem vielen zusätzlichen Autoverkehr überfordert und es gebe keine Notwendigkeit für Monheim, den Klub anzusiedeln. Für Bayer 04 hätte der Bau an der Stelle Vorteile: Das Grünland gehört dem Mutterkonzern Bayer AG, für den größten Teil der derzeitigen Felder besteht aber derzeit noch kein Baurecht. Die Kosten für den Bau sollen rund 120 Millionen Euro betragen und von Bayer 04 und der Bayer AG getragen werden. Rund 150 Arbeitsplätze soll der Campus bieten. Am Montagnachmittag hatten Elternvertreter*innen und Jugendspieler*innen von Bayer 04 versucht, mit einem offenen Brief an die neue Bürgermeisterin Sonja Wienecke und die Ratsmitglieder das Abstimmungsergebnis zu beeinflussen: „Gebt dem Campus eine Chance und unterbrecht jetzt nicht einen Prozess, der zu einer guten Lösung für alle Beteiligten führen soll.“

Neben dem Wunsch, die Talentförderung neu aufzustellen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, liegen die Gründe für einen Umzug von Leverkusen nach Monheim im Autobahnbau. In Leverkusen, sagt Bayer 04, sei die Zukunft von drei Profi-Trainingsplätzen an der Bay-Arena nicht gesichert, weil dort der Bau der Megastelze droht. Fallen während der Bauzeit die Parkplätze unter der aufgeständerten Autobahn 1 weg, drohe der Verlust der Baugenehmigung des Stadions – die Bundesligalizenz soll ohne die nahen VIP-Parkplätze in Gefahr sein. Die heutigen Plätze fürs Profi-Training in der Leverkusener Innenstadt will der Klub deshalb zu Parkplätzen umbauen. Für VIPs und Medienleute ein Parkhaus zu bauen, sei keine Lösung. 

Bayer 04 reagiert: „Der Campus bekommt aktuell viel Zuspruch, auch aus Monheim. Das freut uns und zeigt, dass wir am richtigen Standort planen.“ Am 12. November will Bayer 04 eine neue Planung für denselben Standort vorstellen. „Selbstverständlich respektieren wir die Entscheidung der Politik, auch wenn nun wertvolle Zeit unnötig verloren geht.“

Die Leverkusener sind nach eigenem Bekunden seit mehr als zehn Jahren auf der Suche nach einem Grundstück für die millionenschwere Investition, hätten mehr als 70 Flächen geprüft. In Leverkusen sei man nicht fündig geworden, so der Klub. „Der Campus ist für den gesamten Verein das zurzeit wichtigste strategische Projekt“, betont Klubboss Fernando Carro immer wieder. Die Zeit drängt. Vermutlich 2029 oder 2030 soll der Autobahnausbau an der Stelze beginnen. Bis dahin will Bayer 04 neue Trainingsmöglichkeiten geschaffen haben.